Tragfähigkeit und Lebensdauer

Tragfähigkeit und Lebensdauer

Zulässige Radiallasten

Die verstärkten Außenringe der Laufrollen nehmen hohe radiale Belastungen auf. Werden diese Laufrollen gegen eine Welle als Laufbahn abgestützt, so verformen sich die Außenringe elastisch, ➤ Bild.

Gegenüber dem in einer Gehäusebohrung abgestützten Wälzlager haben Laufrollen:

  • Eine veränderte Lastverteilung im Lager. Diese wird berück­sichtigt durch die für die Lebensdauerberechnung maßgebenden Tragzahlen Cr w und C0r w.
  • Eine Biegebeanspruchung im Außenring. Diese wird berück­sichtigt durch die zulässigen Radialbelastungen Fr per und F0r per. Die Biegebeanspruchungen dürfen die zulässigen Festigkeitswerte des Werkstoffs nicht überschreiten (Bruchgefahr).

Zulässige Radiallast bei dynamischer Belastung

Für dynamisch belastete, umlaufende Lager gilt die wirksame dynamische Tragzahl Cr w. Mit Cr w ist die nominelle Lebensdauer zu berechnen.

ACHTUNG

Gleichzeitig darf die zulässige dynamische Radiallast Fr per nicht überschritten werden!

Ist die statische Tragzahl C0r w niedriger als die dynamische Tragzahl Cr w, dann gilt C0r w!

Verformung des Außenrings bei Abstützung gegen eine Laufbahn

Zulässige Radiallast bei statischer Belastung

Für statisch belastete Lager, bei Stillstand oder selten auftretender Bewegung gilt die wirksame statische Tragzahl C0r w. Mit C0r w ist die statische Tragsicherheit S0 zu berechnen.

ACHTUNG

Gleichzeitig darf die zulässige statische Radiallast F0r per nicht überschritten werden!

Neben der zulässigen Radiallast des Lagers ist auch die zulässige Radiallast der Gegenlaufbahn zu beachten!

Die angegebenen Tragzahlen gelten nur in Verbindung mit einer gehärteten (mindestens 670 HV) und geschliffenen (Ra 0,3) Welle als Gegenlaufbahn!

Ermüdungsgrenzbelastung

Die Ermüdungsgrenzbelastung Cur w ist definiert als die Belastung, unterhalb der – bei Laborbedingungen – keine Ermüdung im Werkstoff auftritt.

Berechnung der Lebensdauer

Allgemeine Verfahren zur Berechnung der Lebensdauer sind:

  • Die nominelle Lebensdauer nach DIN ISO 281
  • Die modifizierte Lebensdauer nach DIN ISO 281
  • Die erweiterte Berechnung der modifizierten Referenz-Lebensdauer nach DIN ISO 281-4.

Diese Verfahren sind im Katalog HR 1, Wälzlager, Kapitel Tragfähigkeit und Lebensdauer, beschrieben.

Lebensdauer für Laufrollen

Gegenüber dem Katalog HR 1, Wälzlager, sind folgende Werte auszutauschen:

    Cr

    =

    Crw

    C0r

    =

    C0r w

    Cur

    =

    Cur w.

In den Laufwagen LFCL, LFL..-SF, LFLL, LFKL..-SF und im Drehschemel-Laufwagen LFDL sind vier Laufrollen LFR eingebaut.

Hierfür gilt sinngemäß das Gleiche. Die entsprechenden Parameter sind in den Tragzahlen Cy, C0y, Cz, C0z und den zulässigen Momenten M0x, M0y sowie M0z berücksichtigt.

Cy N

Dynamische Tragzahl in y-Richtung

C0y N

Statische Tragzahl in y-Richtung

Cz N

Dynamische Tragzahl in z-Richtung

C0zN

Statische Tragzahl in z-Richtung

M0x Nm

Statisches Moment um x-Achse

M0y Nm

Statisches Moment um y-Achse

M0z Nm

Statisches Moment um z-Achse.

Bei Laufrollen mit profiliertem Außenring erfolgt die Berechnung ausschließlich über die nominelle Lebensdauer nach DIN ISO 281.

Tragfähigkeit und Belastungsrichtungen
Weitere Formeln zur Ermittlung der nominellen Lebensdauer
Lebensdauer für Laufwagen mit vier Laufrollen
Ls 105 m

Nominelle Lebensdauer in Metern

Da mm

Abrolldurchmesser der Laufrolle

Cr w, Cy, Cz N

Wirksame dynamische Tragzahl

Pr N

Dynamische äquivalente Belastung (Radiallast)

p

Kugel: p = 3;
Nadel (Loslagerlaufrolle, -wagen): p = 10/3

Lh h

Nominelle Lebensdauer in Betriebsstunden

H m

Einfache Hublänge der oszillierenden Bewegung

nosc min–1

Anzahl der Doppelhübe pro Minute

 m/min

Mittlere Verfahrgeschwindigkeit

P N

Dynamische äquivalente Belastung der entsprechenden Lastrichtung (bei Anwendungsfällen mit kombinierten Belastungen bitte rückfragen).

Gebrauchsdauer

Die Gebrauchsdauer ist die tatsächlich erreichte Lebensdauer eines Wälzlagers. Sie kann deutlich von der errechneten Lebensdauer abweichen.

Mögliche Ursachen sind Verschleiß oder Ermüdung durch:

  • Abweichende Betriebsdaten
  • Zu kleines oder zu großes Betriebsspiel (Laufrolle, Schiene)
  • Verschmutzung
  • Unzureichende Schmierung
  • Zu hohe oder zu niedrige Betriebstemperatur
  • Oszillierende Lagerbewegung mit sehr kleinen Hüben, dadurch Riffelbildung
  • Vibrationsbeanspruchung, dadurch Riffelbildung
  • Sehr hohe Stoßlasten (statische Überlastung)
  • Vorschäden bei der Montage.

Durch die Vielfalt der möglichen Einbau- und Betriebsverhältnisse kann die Gebrauchsdauer nicht exakt vorausberechnet werden. Sie lässt sich am sichersten durch den Vergleich mit ähnlichen Einbaufällen abschätzen.

Statische Tragsicherheit

Das Maß für die statische Beanspruchung ist die statische Trag­sicherheit S0.

Sie gibt die Sicherheit gegen die unzulässigen bleibenden Ver­formungen in einer Laufrolle an und wird durch nachfolgende Gleichung ermittelt:
Statische Tragsicherheit bei Wagen mit vier Laufrollen
S0

Statische Tragsicherheit

C0r w N

Wirksame radiale statische Tragzahl einer Laufrolle

F0r N

Angreifende statische Kraft in radialer Richtung

C0 N

Statische Tragzahl eines Laufwagens

F0 N

Angreifende statische Kraft in y- und z-Richtung

M0 Nm

Zulässiges statisches Moment in x-, y-, z-Richtung

M Nm

Angreifendes Moment der Lastrichtung (Mx, My, Mz).

Laufrollen gelten bei einer statischen Tragsicherheit von S0 < 4 als hoch belastet.

Für Anwendungen mit normalen Betriebsbedingungen sollte S0 > 4 sein.

Bei der Verwendung einzelner Laufrollen, zum Beispiel in Verbindung mit Führungsschienen, ist gegebenenfalls die zulässige Belastung der Führungsschiene maßgebend.

ACHTUNG

Statische Tragsicherheiten S0 < 1 führen zu plastischen Verformungen an Wälzkörpern und Laufbahn, die die Laufruhe beeinträchtigen können! Sie sind nur bei Lagern mit geringer Drehbewegung oder in untergeordneten Anwendungen zulässig!

Mindestbelastung

Damit der Außenring angetrieben wird, kein Schlupf entsteht und die Laufrolle nicht von der Gegenlaufbahn abhebt, ist im dynamischen Betrieb eine Mindestbelastung der Laufrollen notwendig.

ACHTUNG

In der Regel gilt für die Mindestbelastung das Verhältnis C0r w/Fr < 60!

Abweichende Härte der Laufbahn

Werden Wellen mit einer niedrigeren Oberflächenhärte verwendet (zum Beispiel X46, X90), so ist ein Härtefaktor zu berücksichtigen, siehe ➤ Gleichungen und ➤ Bild.

CH N

Wirksame dynamische Tragzahl

fH

Dynamischer Härtefaktor

C N

Dynamische Tragzahl

C0H N

Wirksame statische Tragzahl

fH0

Statischer Härtefaktor

C0 N

Statische Tragzahl.

Statische und dynamische Härtefaktoren bei Minderhärte der Laufbahn
fH0, fH = Härtefaktor · HV, HRC = Oberflächenhärte
 LFS..-RB, W..-X90 ·
 W..-X46

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