Inhaltsverzeichnis

Tonnenlager

  • Lagerausführung
  • Belastbarkeit
  • Ausgleich von Winkelfehlern
  • Schmierung
  • Abdichtung
  • Drehzahlen
  • Geräusch
  • Temperaturbereich
  • Käfige
  • Lagerluft
  • Abmessungen, Toleranzen
  • Nachsetzzeichen
  • Aufbau der Lagerbezeichnung
  • Dimensionierung
  • Mindestbelastung
  • Gestaltung der Lagerung
  • Ein- und Ausbau
  • Rechtshinweis zur Datenaktualität
  • Weiterführende Informationen

Tonnenlager

Tonnenlager eignen sich:

  • zum Ausgleich von Winkelfehlern bei Schiefstellungen zwischen dem Außen- und Innenring ➤ Abschnitt
  • aufgrund des Linienkontakts bei hohen und stoßartig auftretenden radialen Belastungen ➤ Abschnitt
  • wenn Winkelfehler und hohe radiale Belastungen auftreten, die Drehzahl jedoch nicht im Vordergrund steht ➤ Bild.

Tonnenlager: Tragfähigkeitsvergleich mit Pendelkugellager, Ausgleich von Fluchtungsfehlern

Fr = Radiale Belastung

Cr = Radiale dynamische Tragzahl

Lagerausführung

Ausführungsvarianten

Tonnenlager gibt es als:

  • Lager der Grundausführung ➤ Bild
  • Lager mit Spannhülse ➤ Bild.

Lager der Grundausführung

Die Laufbahn im Außenring ist sphärisch ausgebildet

Tonnenlager sind einreihige, selbsthaltende Radial-Rollenlager, die zur Gruppe der Pendellager gehören. Der Außenring hat eine hohlkugelige Laufbahn. Dadurch ermöglichen die Lager innerhalb bestimmter Grenzen den Ausgleich statischer und dynamischer Winkelfehler (Schiefstellungen zwischen dem Innen- und Außenring) ➤ Abschnitt. Der Innenring hat eine geformte Laufbahn für die Wälzkörper und zwei feste Borde. Die Rollen sind tonnenförmig und werden zwischen den Innenringborden geführt. Ihre Mantellinie schmiegt sich dem Laufbahnprofil des Außen- und Innenrings eng an. Als Käfige werden Massivkäfige aus Polyamid PA66 oder Messing eingesetzt ➤ Tabelle.

Die Bohrung ist zylindrisch oder kegelig

Abhängig vom Bohrungsdurchmesser d gibt es Tonnenlager in der Grundausführung mit zylindrischer oder mit kegeliger Bohrung ➤ Bild.

Lager mit kegeliger Bohrung haben den Bohrungskegel 1:12 und das Nachsetzzeichen K ➤ Tabelle.

Tonnenlager der Grund­ausführung

Fr = Radiale Belastung

Fa = Axiale Belastung


Tonnenlager mit zylindrischer Bohrung


Tonnenlager mit kegeliger Bohrung, Bohrungskegel 1:12

Lager mit Spannhülse

Montagefertige Lager-­Einbausätze vereinfachen die Bestellung und den Einbau der Tonnenlager

Zur Befestigung von Tonnenlagern mit kegeliger Bohrung auf zylindrischem Wellenzapfen sind auch komplette Lager-Einbausätze erhältlich, die aus dem Lager der Grundausführung, geschlitzter Spannhülse, Sicherungsblech und Nutmutter bestehen (Reihen 202..-K + H, 203..-K + H) ➤ Bild. Mit den Spannhülsen ist die Fixierung der Lager auf glatten und abgesetzten Wellen möglich. Die Spannhülsen müssen bei der Bestellung zusätzlich mit angegeben werden. Bestellbeispiel ➤ Bild.

Tonnenlager mit Spannhülse

Fr = Radiale Belastung

Fa = Axiale Belastung


Tonnenlager mit kegeliger Bohrung


Spannhülse


Nutmutter


Sicherungsblech

Belastbarkeit

Für hohe radiale Belastungen geeignet

Die Wälzkörper berühren die Laufbahnen im Linienkontakt. Dadurch sind Tonnenlager radial hoch belastbar ➤ Bild. Ihre axiale Tragfähigkeit ist dagegen gering.

Axiale Belastbarkeit von Lagern mit Spannhülse

Werden Lager mit Spannhülse ohne festen Anschlag (z. B. feste Schulter) auf einer glatten Welle befestigt, hängt ihre axiale Belastbarkeit von der Reibung zwischen der Welle und der Hülse ab.

Bestehen Unsicherheiten zur Höhe der axialen Belastbarkeit der Spannhülsenbefestigung, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Ausgleich von Winkelfehlern

Tonnenlager gleichen dynamische und statische Winkelfehler aus

Aufgrund der hohlkugeligen Wälzkörperlaufbahn im Außenring sind Tonnenlager winkelbeweglich ➤ Abschnitt. Sie lassen dadurch Schief­stellungen zwischen dem Außen- und Innenring innerhalb bestimmter Grenzen zu, ohne dass die Lager dabei beschädigt werden, und gleichen so Fluchtungsfehler, Wellendurchbiegungen und Gehäuseverformungen aus.

Zulässiger Einstellwinkel

Bei umlaufendem Innenring schwenkbar bis 4° aus der Mittellage

Fluchtungs- und Winkelfehler dürfen beim Einbau der Lager nur so groß sein, dass die Kontaktflächen der belasteten Wälzkörper noch innerhalb der Laufbahnbreite liegen. Bei normalen Betriebsverhältnissen und umlaufendem Innenring sind die Tonnenlager bis zu 4° aus der Mittellage schwenkbar. Inwieweit dieser Wert für die Schiefstellung zwischen dem Innen- und Außenring genutzt werden kann, hängt jedoch grundsätzlich von der Gestaltung der Lagerung ab.

Bei umlaufendem Außenring oder taumelndem Innenring ist die Winkel­einstellbarkeit geringer. In solchen Fällen bitte bei Schaeffler rückfragen.

Schmierung

Öl- oder Fettschmierung

Die Lager sind nicht befettet. Sie müssen mit Öl oder Fett geschmiert werden und sind von den Stirnseiten aus schmierbar.

Verträglichkeit mit Kunststoffkäfigen

Werden Lager mit Kunststoffkäfig verwendet, ist sicherzustellen, dass beim Einsatz von Syntheseölen oder Schmierfetten auf Syntheseölbasis sowie bei Schmierstoffen mit einem hohen Anteil an EP‑Zusätzen die Verträglichkeit des Schmierstoffs mit dem Käfigmaterial gegeben ist.

Ölwechselfristen einhalten

Gealtertes Öl und im Öl enthaltene Additive können bei höheren Temperaturen die Gebrauchsdauer der Kunststoffe beeinträchtigen. Vorgegebene Ölwechselfristen müssen deshalb unbedingt eingehalten werden.

Abdichtung

Die Lager sind offen; Abdichtung in der Umgebungskonstruktion vorsehen

Tonnenlager werden ohne Abdichtung geliefert. Die Abdichtung der Lagerstelle muss deshalb in der Anschlusskonstruktion erfolgen. Die Abdichtung muss zuverlässig verhindern, dass:

  • Feuchtigkeit und Verunreinigungen in das Lager gelangen
  • Schmierstoff aus der Lagerstelle austritt.

Drehzahlen

In den Produkttabellen ist die Grenzdrehzahl nG angegeben. Diese ist die kinematisch zulässige Drehzahl eines Lagers. Sie darf auch bei günstigen Einbau- und Betriebsbedingungen nicht ohne vorherige Rücksprache mit Schaeffler überschritten werden ➤ Link.

Geräusch

Schaeffler Geräuschindex

Der Schaeffler Geräuschindex (SGI) ist für diese Lagerart noch nicht verfügbar ➤ Link. Die Einführung und Aktualisierung der Daten für diese Baureihen erfolgt sukzessiv.

Temperaturbereich

Limitierende Größen

Die Betriebstemperatur der Lager ist begrenzt durch:

  • die Maßstabilität der Lagerringe und Wälzkörper
  • den Käfig
  • den Schmierstoff.

Mögliche Betriebstemperaturen der Tonnenlager ➤ Tabelle.

Zulässige Temperaturbereiche

Betriebs­temperatur

Tonnenlager

mit Messingkäfig

mit Polyamidkäfig PA66

–30 °C bis +150 °C,
bei D > 120 mm bis +200 °C

–30 °C bis +120 °C

Sind Temperaturen zu erwarten, die außerhalb der angegebenen Werte liegen, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Käfige

Standardkäfige für Tonnenlager ➤ Tabelle.

Käfig, Käfignachsetzzeichen, Bohrungskennzahl

Lagerreihe

Massivkäfig aus Polyamid PA66

Massivkäfig aus Messing

TVP

MB

Bohrungskennzahl

202

bis 16

ab 17

203

bis 12

ab 13

Bei hohen Dauertemperaturen und Anwendungen mit schwierigen Betriebsbedingungen sollten Lager mit Messingkäfig eingesetzt werden. Bestehen Unsicherheiten bezüglich der Käfigeignung, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Lagerluft

Radiale Lagerluft – Lager mit zylindrischer Bohrung

Standard ist CN

Tonnenlager mit zylindrischer Bohrung werden serienmäßig mit der radialen Lagerluft CN (normal) gefertigt ➤ Tabelle. CN wird im Kurzzeichen nicht angegeben.

Darüber hinaus sind auf Anfrage bestimmte Abmessungen auch mit der kleineren Lagerluft C2 sowie mit der größeren Lagerluft C3 und C4 lieferbar.

Werte der radialen Lagerluft ➤ Tabelle. Sie gelten für Lager im unbelasteten, messkraftfreien Zustand (ohne elastische Deformation).

Radiale Lagerluft von Tonnenlagern mit zylindrischer Bohrung

Nenndurchmesser der Bohrung

Radiale Lagerluft

d

C2

CN

C3

C4

mm

μm

μm

μm

μm

über

bis

min.

max.

min.

max.

min.

max.

min.

max.

–

30

2

9

9

17

17

28

28

40

30

40

3

10

10

20

20

30

30

45

40

50

3

13

13

23

23

35

35

50

50

65

4

15

15

27

27

40

40

55

65

80

5

20

20

35

35

55

55

75

80

100

7

25

25

45

45

65

65

90

Fortsetzung ▼

Radiale Lagerluft von Tonnenlagern mit zylindrischer Bohrung

Nenndurchmesser der Bohrung

Radiale Lagerluft

d

C2
(Group 2)

CN
(Group N)

C3
(Group 3)

C4
(Group 4)

mm

μm

μm

μm

μm

über

bis

min.

max.

min.

max.

min.

max.

min.

max.

100

120

10

30

30

50

50

70

70

95

120

140

15

35

35

55

55

80

80

110

140

160

20

40

40

65

65

95

95

125

160

180

25

45

45

70

70

100

100

130

180

225

30

50

50

75

75

105

105

135

225

250

35

55

55

80

80

110

110

140

250

280

40

60

60

85

85

115

115

145

Fortsetzung ▲

Radiale Lagerluft – Lager mit kegeliger Bohrung

Üblich ist C3

Tonnenlager mit kegeliger Bohrung werden üblicherweise mit der größeren radialen Lagerluft C3 gefertigt ➤ Tabelle.

Darüber hinaus sind auf Anfrage bestimmte Abmessungen auch mit der kleineren Lagerluft C2, mit der Lagerluft CN (normal) sowie mit der größeren Lagerluft C4 lieferbar.

Werte der radialen Lagerluft ➤ Tabelle. Sie gelten für Lager im unbelasteten, messkraftfreien Zustand (ohne elastische Deformation).

Radiale Lagerluft von Tonnenlagern mit kegeliger Bohrung

Nenndurchmesser der Bohrung

Radiale Lagerluft

d

C2

CN

C3

C4

mm

μm

μm

μm

μm

über

bis

min.

max.

min.

max.

min.

max.

min.

max.

–

30

9

17

17

28

28

40

40

55

30

40

10

20

20

30

30

45

45

60

40

50

13

23

23

35

35

50

50

65

50

65

15

27

27

40

40

55

55

75

65

80

20

35

35

55

55

75

75

95

80

100

25

45

45

65

65

90

90

120

100

120

30

50

50

70

70

95

95

125

120

140

35

55

55

80

80

110

110

140

140

160

40

65

65

95

95

125

125

155

160

180

45

70

70

100

100

130

130

160

180

225

50

75

75

105

105

135

135

165

225

250

55

80

80

110

110

140

140

170

250

280

60

85

85

115

115

145

145

175

Abmessungen, Toleranzen

Abmessungsnormen

Die Hauptabmessungen der Tonnenlager entsprechen DIN 635-1:2010. Nennmaße der Tonnenlager.

Kantenabstände

Die Grenzmaße für Kantenabstände entsprechen DIN 620-6:2004. Übersicht und Grenzwerte ➤ Abschnitt.

Toleranzen

Die Toleranzen für die Maß- und Laufgenauigkeit der Tonnenlager entsprechen der Toleranzklasse Normal nach ISO 492:2014. Toleranzwerte nach ISO 492 ➤ Tabelle.

Nachsetzzeichen

Die Bedeutung der in diesem Kapitel verwendeten Nachsetzzeichen zeigt ➤ Tabelle sowie medias interchange http://www.schaeffler.de/std/1B69.

Nachsetzzeichen und ihre Bedeutung

Nachsetzzeichen

Bedeutung der Nachsetzzeichen

C2

Radialluft C2 (kleiner als normal)

Sonderausführung,
auf Anfrage

C3

Radialluft C3 (größer als normal)

Üblich bei Lagern mit kegeliger Bohrung,
bei Lagern mit zylindrischer Bohrung auf Anfrage

C4

Radialluft C4 (größer als C3)

Sonderausführung,
auf Anfrage

CN

Radialluft CN (normal)

Standard bei Lagern mit zylindrischer Bohrung,
bei Lagern mit kegeliger Bohrung auf Anfrage

K

kegelige Bohrung, Kegel 1:12

Standard

MB

Massivkäfig aus Messing,
Führung am Innenring

Standard, Käfigwerkstoff abhängig von der Bohrungskennzahl

TVP

Massivkäfig aus glasfaserverstärktem Polyamid PA66

Standard, Käfigwerkstoff abhängig von der Bohrungskennzahl

Aufbau der Lagerbezeichnung

Beispiele zur Bildung der Lagerbezeichnung

Die Bezeichnung der Lager folgt einem festgelegten Schema. Beispiele ➤ Bild und ➤ Bild. Für die Bildung der Kurzzeichen gilt DIN 623-1 ➤ Bild.

Tonnenlager mit zylindrischer Bohrung:
Aufbau des Kurzzeichens

Tonnenlager mit kegeliger Bohrung und Spannhülse:
Aufbau des Kurzzeichens

Dimensionierung

Dynamische äquivalente Lagerbelastung

P = Fr bei rein radialer Belastung konstanter Größe und Richtung

Die zur Dimensionierung dynamisch beanspruchter Lager verwendete Lebensdauer-Grundgleichung L = (Cr/P)p setzt eine Belastung konstanter Größe und Richtung voraus. Bei Radiallagern ist das eine rein radiale Belastung Fr. Ist dies gegeben, wird in die Lebensdauergleichung für P die Lagerbelastung Fr eingesetzt (P = Fr).

P ist eine Ersatzkraft bei kombinierter Belastung und bei verschiedenen Lastfällen

Trifft diese Bedingung nicht zu, muss zur Lebensdauerberechnung zunächst eine konstante Radialkraft bestimmt werden, die (was die Lebensdauer betrifft) eine gleichwertige Beanspruchung darstellt. Diese Kraft wird dynamische äquivalente Lagerbelastung P genannt.

Für dynamisch belastete Tonnenlager gilt zur Ermittlung von P ➤ Formel.

Dynamische äquivalente Belastung

Legende

P N

Dynamische äquivalente Lagerbelastung

Fr N

Radiale Belastung

Fa N

Axiale Belastung

Statische äquivalente Lagerbelastung

Werden Tonnenlager statisch belastet, gilt ➤ Formel.

Statische äquivalente Belastung


Legende

P0 N

Statische äquivalente Lagerbelastung

F0r, F0a N

Größte auftretende radiale oder axiale Belastung (Maximalbelastung)

Statische Tragsicherheit

S0 = C0/P0

Neben der nominellen Lebensdauer L (L10h) ist immer auch die statische Tragsicherheit S0 zu überprüfen ➤ Formel.

Statische Tragsicherheit

Legende

S0 -

Statische Tragsicherheit

C0 N

Statische Tragzahl

P0 N

Statische äquivalente Lagerbelastung

Mindestbelastung

Um Schlupfschäden zu vermeiden, ist eine radiale Mindestbelastung von P > C0r/60 notwendig

Damit zwischen den Kontaktpartnern kein Schlupf auftritt, müssen die Tonnenlager stets ausreichend hoch belastet sein. Erfahrungsgemäß ist dazu eine radiale Mindestbelastung in der Größenordnung von P > C0r/60 erforderlich. In den meisten Fällen ist die Radiallast allerdings durch das Gewicht der gelagerten Teile und die äußeren Kräfte schon höher als die erforderliche Mindestbelastung.

Ist die radiale Mindestbelastung niedriger als oben angegeben, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Gestaltung der Lagerung

Lagerringe auf ganzem Umfang und ganzer Breite abstützen

Damit die Tragfähigkeit der Lager voll genutzt werden kann und die geforderte Lebensdauer erreicht wird, müssen die Lagerringe durch Auflage­flächen auf ihrem ganzen Umfang und über die volle Laufbahnbreite fest und gleichmäßig abgestützt werden. Die Abstützung ist als zylindrische oder kegelige Sitzfläche ausführbar ➤ Bild bis ➤ Bild. Die Sitz- und Auflageflächen sollen nicht durch Nuten, Bohrungen oder sonstige Ausnehmungen unterbrochen sein. Die Genauigkeit der Gegenstücke muss bestimmten Anforderungen entsprechen ➤ Tabelle bis ➤ Tabelle.

Radiale Befestigung – Passungsempfehlungen für Lager mit zylindrischer Bohrung

Für eine sichere radiale Befestigung sind feste Passungen notwendig

Neben der ausreichenden Abstützung der Ringe müssen die Lager auch radial sicher befestigt werden, damit die Lagerringe auf den Gegenstücken unter Last nicht wandern. Das geschieht im Allgemeinen durch feste Passungen zwischen den Lagerringen und den Gegenstücken. Werden die Ringe nicht ausreichend oder fehlerhaft befestigt, kann dies zu schweren Schäden an den Lagern und angrenzenden Maschinenteilen führen. Bei der Wahl der Passungen sind Einflussgrößen wie Umlaufverhältnisse, die Höhe der Belastung, die Lagerluft, Temperaturverhältnisse, die Ausführung der Gegenstücke und Ein- und Ausbaumöglichkeiten zu berücksichtigen.

Treten stoßartige Belastungen auf, sind feste Passungen (Übergangs- oder Übermaßpassung) notwendig, damit sich die Ringe zu keinem Zeitpunkt lockern. Zu Spiel-, Übergangs- oder Übermaßpassung ➤ Tabelle und ➤ Tabelle.

Bei der Gestaltung der Lagerung sind die folgenden Angaben aus den ­technischen Grundlagen zu berücksichtigen:

  • Umlaufverhältnisse ➤ Link
  • Toleranzklassen für zylindrische Wellensitze (Radiallager) ➤ Tabelle
  • Wellenpassungen ➤ Tabelle
  • Toleranzklassen für Lagersitze in Gehäusen (Radiallager) ➤ Tabelle
  • Gehäusepassungen ➤ Tabelle
  • Wellentoleranzen für Spann- und Abziehhülsen ➤ Tabelle.

Axiale Befestigung – Befestigungsarten für Lager mit zylindrischer Bohrung

Die Lager müssen auch in axialer Richtung sicher festgelegt sein

Da eine feste Passung allein meist nicht ausreicht, die Lagerringe auf der Welle und in der Gehäusebohrung auch in axialer Richtung sicher fest­zulegen, muss dies in der Regel durch eine zusätzliche axiale Befestigung bzw. Sicherung erfolgen. Die axiale Fixierung der Lagerringe ist auf die Art der Lageranordnung abzustimmen. Geeignet sind prinzipiell Wellen- und Gehäuseschultern, Gehäusedeckel, Muttern, Abstandsringe, Sicherungsringe, Spann- und Abziehhülsen usw.

Befestigung der Lager mit kegeliger Bohrung

Befestigung mit Nutmutter und Sicherungsblech

Wird ein Lager mit kegeliger Bohrung direkt auf einem kegeligen Zapfen montiert, kann die axiale Befestigung des Lagers montagefreundlich mit Nutmutter und Sicherungsblech erfolgen ➤ Bild.

Tonnenlager mit kegeliger Bohrung, direkt auf kegeligem Wellenzapfen montiert


Kegeliger Zapfen mit Befestigungsgewinde


Nutmutter


Sicherungsblech

Befestigung der Lager mit Spannhülse

Die Montage kann schnell und sicher mit Schlüsselsätzen von Schaeffler erfolgen

Tonnenlager mit kegeliger Bohrung können mittels Spannhülse auf glatter oder abgesetzter Welle montagefreundlich und betriebssicher befestigt werden ➤ Bild. Eine zusätzliche Sicherung der Spannhülsen auf der Welle ist nicht notwendig. Auf glatten Wellen sind die Lager an beliebiger Stelle auf der Welle positionierbar. Zur axialen Belastbarkeit von Lagerungen mittels Spannhülsenverbindung ➤ Abschnitt.

Tonnenlager mit Spannhülse, auf glatter Welle befestigt


Spannhülse


Nutmutter


Sicherungsblech

Befestigung mit Spannhülse, axiale Abstützung durch einen Stützring

Bei höheren axialen Kräften kann zur axialen Abstützung auch ein Stützring verwendet werden ➤ Bild. Dabei sind die Anschlussmaße des Stützrings Ba und db in den Produkttabellen zu beachten.

Abgesetzte Welle, axiale Abstützung durch einen Stützring


Spannhülse


Nutmutter


Sicherungsblech


Stützring


Wellenschulter

Maß-, Form- und Laufgenauigkeit für zylindrische Lagersitze

Für den Wellensitz mindestens IT6, für den Gehäusesitz mindestens IT7 vorsehen

Die Genauigkeit des zylindrischen Lagersitzes auf der Welle und im Gehäuse soll der Genauigkeit des eingesetzten Lagers entsprechen. Bei Tonnenlagern mit der Toleranzklasse Normal soll der Wellensitz mindestens dem Grundtoleranzgrad IT6, der Gehäusesitz mindestens IT7 entsprechen. Richtwerte für die Form- und Lagetoleranzen der Lagersitz­flächen ➤ Tabelle, Toleranzen t1 bis t3 entsprechend ➤ Bild. Zahlenwerte für die IT-Qualitäten ➤ Tabelle.

Richtwerte für die Form- und Lagetoleranzen der Lagersitzflächen

Toleranzklasse
der Lager

Lager­sitz-­fläche

Grundtoleranzgrade nach ISO 286-1
(IT-Qualitäten)

nach ISO 492

nach DIN 620

Durch­messer­toleranz

Rund­heits­toleranz

Paralle­litäts­toleranz

Gesamt­planlauf-­toleranz
der Anlage­schulter

t1

t2

t3

Normal

PN (P0)

Welle

IT6 (IT5)

Umfangs­last
IT4/2

Umfangs­last
IT4/2

IT4

Punkt­last
IT5/2

Punkt­last
IT5/2

Gehäuse

IT7 (IT6)

Umfangs­last
IT5/2

Umfangs­last
IT5/2

IT5

Punkt­last
IT6/2

Punkt­last
IT6/2

Zahlenwerte für ISO-Grund­toleranzen (IT-Qualitäten) nach ISO 286-1:2010

IT-Qualität

Nennmaß in mm

über

18

30

50

 80

120

180

250

bis

30

50

80

120

180

250

315

Werte in μm

IT4

6 7 8 10 12 14 16

IT5

9 11 13 15 18 20 23

IT6

13 16 19 22 25 29 32

IT7

21 25 30 35 40 46 52

Rauheit zylindrischer Lagersitzflächen

Ra darf nicht zu groß sein

Die Rauheit der Lagersitze ist auf die Toleranzklasse der Lager abzustimmen. Der Mittenrauwert Ra darf nicht zu groß werden, damit der Übermaßverlust in Grenzen bleibt. Die Wellen müssen geschliffen, die Bohrungen feingedreht werden. Richtwerte in Abhängigkeit von der IT‑Qualität der Lagersitzflächen ➤ Tabelle.

Rauheitswerte für zylindrische Lagersitzflächen – Richtwerte

Nenndurchmesser
des Lagersitzes

d (D)

empfohlener Mittenrauwert
für geschliffene Lagersitze
Ramax

mm

μm

Durchmessertoleranz (IT-Qualität)

über

bis

IT7

IT6

IT5

IT4

‒

80

1,6

0,8

0,4

0,2

80

500

1,6

1,6

0,8

0,4

Toleranzen für kegelige Lagersitze

Vorgaben für kegelige Lagersitze

Werden die Lager direkt auf einem kegeligen Wellenzapfen befestigt ➤ Bild, gelten die Angaben nach ➤ Bild.

Anschlussmaße für die Anlageflächen der Lagerringe

Die Anlageflächen für die Ringe müssen ausreichend hoch sein

Die Anschlussmaße von Wellen- und Gehäuseschultern, Abstandsringen usw. müssen sicherstellen, dass die Anlageflächen für die Lagerringe ausreichend hoch sind. Sie müssen jedoch auch zuverlässig verhindern, dass umlaufende Teile des Lagers an feststehenden Teilen anstreifen. Bewährte Anschlussmaße für die Radien und die Durchmesser der Anlageschultern sind in den Produkttabellen angegeben. Diese Maße sind Grenzmaße (Größt- oder Kleinstmaße); sie dürfen nicht über- oder unterschritten werden.

Geeignete Lagergehäuse für Tonnenlager

Es ist ein großes Sortiment an Gehäusen verfügbar

Für wirtschaftliche, betriebssichere und leicht austauschbare Lagerungseinheiten können die Tonnenlager auch mit Schaeffler-Lagergehäusen kombiniert werden ➤ Bild. Diese montagefreundlichen Baueinheiten erfüllen alle Anforderungen an moderne, instandhaltungsgerechte Maschinen- und Anlagenkonstruktionen.

Aufgrund der Vielzahl der Anwendungsbereiche steht für die Lager mit zylindrischer und kegeliger Bohrung ein umfangreiches Sortiment an geteilten Stehlagergehäusen und Flanschlagergehäusen zur Verfügung. Ausführliche Informationen zu den Lagergehäusen enthält die Publikation GK 1 http://www.schaeffler.de/std/1B63. Das Buch kann bei Schaeffler bestellt werden.

Geteiltes Stehlagergehäuse mit einem Tonnenlager


Geteiltes Stehlagergehäuse SNV


Tonnenlager

Ein- und Ausbau

Die Ein- und Ausbaumöglichkeiten der Tonnenlager mit thermischen, hydraulischen oder mechanischen Verfahren sind bereits bei der Gestaltung der Lagerstelle zu berücksichtigen.

Lager beim Einbau nicht beschädigen

Tonnenlager sind nicht zerlegbar. Beim Einbau nicht zerlegbarer Lager müssen die Montagekräfte immer am festgepassten Lagerring angreifen.

Lager mit kegeliger Bohrung – Verfahren zum Erzielen eines aus­reichend festen Sitzes

Geeignete Verfahren: Minderung der Radialluft oder axialen Verschiebeweg messen

Lager mit kegeliger Bohrung werden mit fester Passung auf der Welle bzw. Spann- und Abziehhülse montiert. Der Festsitz der Passung kann überprüft werden:

  • durch Messen der Radialluftminderung oder
  • durch Messen des axialen Verschiebewegs des Innenrings auf dem kegeligen Lagersitz.

Ein störungsfreier Betrieb der Tonnenlager setzt voraus, dass sie ordnungsgemäß eingebaut wurden. Zu geringes Betriebsspiel oder ein mangelhafter Festsitz auf der Welle führt in der Regel zu Schäden am Lager.

Bestehen Unsicherheiten in der praktischen Anwendung der Montage­verfahren, bitte bei Schaeffler rückfragen.

Schaeffler-Montagehandbuch

Wälzlager sehr sorgfältig behandeln

Wälzlager sind vielfach bewährte Präzisions-Maschinenelemente zur Gestaltung wirtschaftlicher, zuverlässiger und betriebssicherer Lagerungen. Damit diese Produkte ihre Funktion einwandfrei erfüllen und die vorgesehene Gebrauchsdauer ohne Beeinträchtigung erreichen, müssen sie sorgfältig behandelt werden.

Das Schaeffler-Montagehandbuch MH 1 informiert umfassend über die sachgemäße Lagerung, Montage, Demontage und Wartung rotatorischer Wälzlager http://www.schaeffler.de/std/1B68. Daneben enthält es Angaben, die der Konstrukteur für den Ein‑ und Ausbau und die Wartung der Lager schon bei der Gestaltung der Lagerstelle beachten muss. Das Buch liefert Schaeffler auf Anfrage.

Rechtshinweis zur Datenaktualität

Die Weiterentwicklung der Produkte kann auch zu technischen Änderungen an Katalogprodukten führen

Im Mittelpunkt des Interesses von Schaeffler stehen die Optimierung und die Weiterentwicklung seiner Produkte und die Zufriedenheit seiner Kunden. Damit Sie sich als Kunde bestmöglich über diesen Fortschritt und den aktuellen technischen Stand der Produkte informieren können, veröffentlichen wir Produktänderungen gegenüber der gedruckten Ausgabe in unserem elektronischen Produktkatalog.

Änderungen der Angaben und Darstellungen dieses Katalogs behalten wir uns daher vor. Dieser Katalog gibt den Stand bei Drucklegung wieder. Neuere Veröffentlichungen unsererseits (in Printmedien oder digital) gehen automatisch diesem Katalog vor, soweit sie dasselbe Thema betreffen. Bitte prüfen Sie daher stets über unseren elektronischen Produktkatalog, ob aktuellere Informationen oder Änderungshinweise für Ihr gewünschtes Produkt verfügbar sind.

Weiterführende Informationen

Bei der Auslegung einer Lagerung sind neben den Angaben in diesem Kapitel auch folgende Kapitel in den technischen Grundlagen zu beachten:

  • Bestimmung der Lagergröße ➤ Link
  • Steifigkeit ➤ Link
  • Reibung und Erwärmung ➤ Link
  • Drehzahlen ➤ Link
  • Lagerdaten ➤ Link
  • Schmierung ➤ Link
  • Abdichtung ➤ Link
  • Gestaltung der Lagerung ➤ Link
  • Ein- und Ausbau ➤ Link.

© Schaeffler Austria GmbH